Mein Einsatz: Michael Reid
Unser Solo-Klarinettist, Michael Reid, erzählt uns über seine letzten beiden Einsätze, bevor er nach 41 Jahren in Pension geht.
«Ich werde beim Silvesterkonzert das letzte Mal als Klarinettist mit dem Tonhalle-Orchester Zürich spielen. Ich begann hier 1983, kurz bevor die Orchester der Oper und der Tonhalle eigenständig wurden. Anfang der Neunzigerjahre durchlief das Tonhalle-Orchester Zürich ohne Chefdirigenten eine schwierige Phase. Ich war kurz davor, nach Grossbritannien zurückzukehren, wo mir beim Royal Liverpool Philharmonic Orchestra eine Stelle angeboten worden war. Zum Glück entschied ich mich, zu bleiben, denn 1995 wurde David Zinman unser Chefdirigent. Die vielen Aufnahmen mit ihm werde ich in bester Erinnerung behalten.
Ich gehe erst mit 66 Jahren in Pension, weil wir eine stabile Situation in der Klarinettengruppe herstellen wollten. Dass unser neuer Kollege Calogero Palermo kürzlich bestätigt wurde, macht uns glücklich. Zudem kann ich so noch ein Jahr länger mit meiner lieben Frau Antonia Siegers spielen.
Zürich bleibt mein Hauptwohnsitz, aber ich werde öfter in meine schottische Heimat reisen und die Golfschläger häufiger in die Hände nehmen. Und ansonsten: Bagpipes, Bergsteigen, Bräteln, Barockmusik mit Blockflöten und besser kochen lernen. Vielleicht reise ich auch wieder in Richtung Himalaya, der mich schon lange fasziniert.
Ich fühle mich sehr privilegiert, dass ich meinen Beruf in einem so schönen Konzertsaal lange ausüben konnte. Ich werde ihn und auch die Bühne vermissen. Und natürlich die vielen Kolleginnen und Kollegen. Ein tolles Team!
In meinem allerletzten Konzert trete ich mit Brahms’ Klarinettenquintett auf – mein liebstes Kammermusikwerk und der perfekte Abschluss für meine 41 Orchester-Jahre.»
Aufgezeichnet von Katharine Jackson