Mein Einsatz: Klaidi Sahatçi
Klaidi Sahatçi, 1. Konzertmeister des Tonhalle-Orchesters Zürich, über seine Beziehung zu «Scheherazade».
«Nikolaj Rimskij-Korsakows ‹Scheherazade› ist eines der wichtigsten Werke für einen Konzertmeister, es gehört zum Standard-Repertoire für unsere Position. Ein Märchen, verspielt und sinnlich. Es erzählt uns eine Geschichte und evoziert Bilder im Kopf.
Ich durfte es vor einigen Jahren unter Lionel Bringuier spielen. Damals war ich etwas nervös, denn es birgt einige Herausforderungen: Es ist kein Violinkonzert, bei dem die Rollenverteilung zwischen Konzertmeister und Solist klar ist. Die ‹Scheherazade› stellt mich musikalisch vor die Aufgabe, das Motiv, das sich so oft wiederholt, möglichst interessant zu gestalten. Es ist wie in der Küche, man muss gut aufpassen, dass man die Würze und alle Zutaten ausgewogen kombiniert, es geht um Balance.
Direkt aus dem Orchester heraus kreativ zu werden, braucht die Freiheit des Solisten, ich muss blitzartig die Funktion als Orchesterführer verlassen. Musikalisch inszeniere ich hier eine Frau, eine Verführerin, das braucht einen besonders kühnen Kopf. Ich stelle mir die Eleganz einer Ballerina vor, auch eine Prise Erotik gehört dazu.
Als ich einst mein Probespiel vorbereitet habe, war meine Referenzaufnahme eine Version des damaligen Konzertmeisters des Boston Symphony Orchestra. Ich freue mich nun sehr, Gelerntes und neue Ideen in die erste eigene Einspielung einfliessen zu lassen. Diese schöne Aufgabe mit Paavo anzugehen, wird wunderbar. Wir haben eine ähnliche Vorstellung von Kreativität und werden mit Sicherheit eine gemeinsame Sprache finden.»
Aufgezeichnet von Melanie Kollbrunner