Frage 27

Wie übt man neben kleinen Kindern?

Unsere Musiker*innen wissen es – offenbar auch nicht wirklich.

Susanne Kübler

Kinder mögen es zumindest in den ersten Jahren nicht, wenn Eltern sich mit etwas anderem beschäftigen. Das wissen alle Väter und Mütter, die einmal versucht haben, neben einem Kleinkind zu arbeiten. Mama telefoniert? Dann bearbeiten wir doch unsere schöne neue Kindertrommel, bis sie aufhört, weil sie kein Wort mehr versteht. Und wenn Papa meint, er könne sich an den Computer setzen, wickeln wir uns rasch um das Stuhlbein und singen ihm etwas vor, das freut ihn bestimmt.

Kein Wunder, sind die meisten Eltern kleiner Kinder eher nicht so begeistert vom Konzept Home Office, selbst wenn es betreuungstechnisch praktisch wäre. Aber was ist mit Musikerinnen und Musikern, die nicht darum herumkommen, zu Hause zu üben? Fragt man im Orchester nach, wie das geht, erntet man meist erst eine Mischung aus Seufzen und Lachen. Und danach zum Beispiel folgende Antworten:

«Ich habe jeweils geübt, wenn die Kinder im Bett waren. Zum Glück hatten sie einen guten Schlaf.»
«Man übt halt so zwischendrin, schnell-schnell-schnell, wenn es grad möglich ist.»
«Wir konnten ein zusätzliches Kellerzimmer mieten. Ungemütlich, aber praktisch.»
«Sie gingen bald in die Kita, ab dann lief es gut.»
«Wir haben uns abgewechselt – der eine kümmerte sich um die Kinder, die andere hatte Zeit zum Üben.»
«Wirklich winzig sind sie ja nur kurz, in der Zeit zehrt man halt von den Reserven.»

Dass Kinder eine Herausforderung bleiben, selbst wenn sie nicht mehr winzig sind, hört man ebenfalls. Das Üben ist dann zwar kein Problem mehr, aber die Konzerte finden in der Regel abends statt; da sind die Kitas, Kindergärten und Schulen zu. Wenn beide Eltern in Orchestern spielen, wird die Betreuung zu einem Puzzlespiel, das ebenso aufwendig wie teuer ist: Babysitter verdienen gut an Musikerfamilien, die oft weit weg von ihrer Heimat leben – und damit auch keine hütewilligen Grosseltern in der Nähe haben.

Und noch ein Punkt wird bei der Umfrage genannt: «Die Kinder sind gar nicht das grösste Problem beim Üben, sie gewöhnen sich rasch daran. Aber die Nachbarn! Mit denen muss man sich gut arrangieren.» Konkret heisst das: Möglichst die Arbeitszeiten der anderen Hausbewohner kennen. Unter keinen Umständen am Sonntag vor neun Uhr anfangen. Wenn immer möglich mit Dämpfer spielen. Und gut überlegen, welche Instrumentenwünsche man den Kindern erfüllen soll, wenn sie selbst mit dem Üben anfangen möchten.

veröffentlicht: 05.02.2025