Ein Legat für die Tonhalle Continuo-Stiftung

Musik spielt im Leben von Dr. Thomas Wagner seit seiner Kindheit eine zentrale Rolle. Mit dem Tonhalle-Orchester Zürich verbindet der ehemalige Stadtpräsident von Zürich unzählige Momente, die sein Leben bereichert haben – so sehr, dass er sich mit einem Legat zugunsten der Tonhalle Continuo-Stiftung engagiert.

Dr. Thomas Wagner (Foto: zvg)

Herr Wagner, welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben?

Klassische Musik hat mich von Kindesbeinen an begleitet und spielt eine absolut zentrale Rolle in meinem Leben. Das hat schon in meinem Elternhaus begonnen. Mein Vater hat regelmässig Quartett gespielt. Als Knabe durfte ich jeweils zuhören, wenn sie – übrigens weitgehend mit Musikern des Tonhalle-Orchesters Zürich – zusammengespielt haben. Das ist mir bis heute in lebhafter Erinnerung geblieben

Was hat Sie zu dem Schritt bewogen, ein Legat zugunsten der Tonhalle Continuo Stiftung zu machen?

Ein Freund, Herbie Pfortmüller, hat mich auf die Idee gebracht, mich mit einem Legat für das Tonhalle-Orchester Zürich zu engagieren. Ich fand das spontan eine tolle Idee. Ich habe eine enge Beziehung zur Musik und speziell zum Tonhalle-Orchester Zürich. Wenn man für ein Orchester, das einem am Herzen liegt, etwas geben kann, ist es schön, das zu tun. Es muss nicht viel sein, aber es geht darum, ein Zeichen zu setzen. Und ich möchte mich für dieses Orchester engagieren und dafür, dass es das hohe Niveau unter den Chefdirigenten wie beispielsweise Rudolf Kempe, David Zinman und jetzt Paavo Järvi beibehalten kann.

Spielen Sie selbst auch ein Instrument?

Ich habe selbst Geige gespielt und hatte das Glück, hervorragende Lehrer zu haben, auch immer wieder Mitglieder des Tonhalle-Orchesters Zürich. Zuletzt hatte ich Unterricht bei Heribert Lauer (ehemaliger Konzertmeister). Während des Studiums habe ich dann eine versteckte Liebe zur Oboe entwickelt. Zuerst habe ich heimlich, später offiziell eine Oboe zunächst gemietet, dann gekauft. Der ehemalige Solo-Oboist des Tonhalle-Orchesters Zürich André Raoult war eine herausragende Persönlichkeit und ein wunderbarer Lehrer. Während des Studiums habe ich häufig vormittags zu Hause Violine und Oboe geübt, was leider dazu geführt hat, dass ich gewisse Vorlesungen verpasst habe. Später, das heisst unter dem Druck der Prüfungsvorbereitungen, habe ich das Musizieren aufgegeben. Wenn man ein Streichinstrument spielt, muss man besonders viel üben; so hatte ich zunehmend das Gefühl ein Schwimmer in der Aare zu sein, der gegen den Strom schwimmt und nicht mehr weiterkommt.

Gibt es Komponist*innen, die Sie besonders schätzen?

Das Spektrum ist gewaltig und wenn ich jetzt Namen nenne, dann ist es gegenüber denen, die ich nicht nenne, nicht gerecht. Aber ich liebe Händel, Bach, natürlich Mozart, Beethoven, Bruckner und Schubert und ganz besonders Strawinsky, neben vielen weiteren auch Komponisten und Werke, die nicht so bekannt sind.

Können Sie einen Moment in der Tonhalle schildern, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Der Walzer in der Symphonie fantastique von Hector Berlioz unter Rudolf Kempe, der das Tonhalle-Orchester Zürich von 1965 bis 1972 geleitet hat. Ich habe den Walzer nie mehr so schön gehört wie damals. Es bleibt ein unauslöschbarer Eindruck. Auch ein Sonatenabend mit dem Violinisten Henryk Szeryng ist für mich unvergesslich und hat mich mein ganzes Leben begleitet.

Sie waren auch acht Jahre lang Präsident der Tonhalle-Gesellschaft Zürich?

Ja, auch damit sind viele schöne, aber auch schwierige und arbeitsintensive Erinnerungen verbunden. Mit dem Dirigenten Gerd Albrecht, Ferdinand Leitner und später mit Christoph Eschenbach unternahm das Tonhalle-Orchester Zürich erstmals grosse und erfolgreiche Auslandtourneen (Südamerika, USA, VR China). Damals gab es allerdings nur ein Orchester für das Opernhaus und für die Tonhalle gemeinsam, nämlich eine sogenannte blaue und eine rote Formation, was organisatorisch recht komplex war. Die blaue Formation war für das Opernhaus Orchester, die rote für das Tonhalle-Orchester Zürich. Mein Nachfolger, Hans J. Bär, ermöglichte dann die seit langem angestrebte vollständige Trennung in zwei selbständige Orchester: das Tonhalle-Orchester Zürich und das Opernhaus Orchester. Das war dringend nötig und künstlerisch ein wichtiger Schritt.

Lieber Herr Wagner, herzlichen Dank für dieses Gespräch und Ihr sehr geschätztes Engagement zugunsten der Tonhalle Continuo-Stiftung.

Das Gespräch führte Catja Frommen, Vizepräsidentin der Tonhalle Continuo-Stiftung.

veröffentlicht: 15.06.2021

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