Nein, diese Schuhe gehen gar nicht: Ulrike Schumann-Gloster zeigt, was sie verhindern müsste
Diensthabender Orchestervorstand

Sie kümmern sich um Dos und Don'ts

Wenn das Orchester auch optisch einen überzeugenden Gesamtauftritt hat, dann ist das nicht zuletzt dem Einsatz eines Geige-Horn-Quartetts zu verdanken.

Susanne Kübler

Was tut der DO? Das Kürzel steht für «Diensthabender Orchestervorstand», und wenn man es englisch liest, passt es durchaus zum Auftrag dieses vierköpfigen Gremiums: Da geht es um Dos und Don'ts, um Regeln und ihre Einhaltung, um Kleidervorschriften und Handygebrauch.

«Eigentlich sind wir so etwas wie die Orchesterpolizei», sagt der Hornist Paulo Muñoz-Toledo. Die Geigerin Ulrike Schumann-Gloster schüttelt den Kopf, sie will mit Polizei nichts zu tun haben, sondern sieht sich eher als Kuratorin: «Wir tragen dazu bei, dass der Rahmen für die Musik stimmt, dass die Teamleistung zur Geltung kommt, dass das Orchester nicht nur klanglich, sondern auch optisch als Ganzes wahrgenommen wird.» Einig sind sich die beiden darin, dass dieser Job, den sie sich mit der Geigerin Isabel Neligan und dem Hornisten Robert Teutsch teilen, wichtig ist – aber nicht nur angenehm.

Vor allem die Kleidervorschriften werden im Orchester und hinter den Kulissen immer wieder diskutiert, phasenweise durchaus lebhaft. Was bedeutet «gehobene Strassenkleidung», wie sie für die Lunchkonzerte verlangt wird? Und wie elegant soll das Abendkleid sein, das die Musikerinnen in den Abokonzerten tragen? Der Interpretationsspielraum wird zwar durch zahlreiche Präzisierungen begrenzt. So wissen die Männer genau, wann sie Lackschuhe tragen sollen und wann nicht; und bei der Abendgarderobe der Frauen sind die Länge der Ärmel (mindestens bis zum Ellbogen), die Stoffqualität (nicht T-Shirt-artig), die Schuhform (geschlossen) und weitere Details so genau vorgegeben, dass es gar nicht so leicht ist, etwas Passendes zu finden, das dann auch noch genügend Bewegungsfreiheit bietet. Aber dennoch gibt es immer wieder Situationen, in denen ein DO entscheiden muss, was geht und was nicht.

Das braucht Fingerspitzengefühl, Wohlwollen, «eine gute Mischung aus Direktheit und Respekt», wie es Paulo Muñoz-Toledo formuliert. «Wenn wir dafür sorgen wollen, dass das Gesamtbild stimmt – dann müssen wir das auf eine Weise tun, die den Zusammenhalt nicht auf einer anderen Ebene stört», ergänzt Ulrike Schumann-Gloster. Sprich: Sie müssen ihre Anliegen so formulieren, dass sie nachher problemlos wieder mit den betroffenen Kolleg*innen zusammenspielen können, «sonst wäre das Ganze ja kontraproduktiv».

Dass viele Punkte Auslegungssache sind, macht den Job der vom Orchester gewählten DO-Gruppe gleichzeitig schwieriger und leichter. Schwieriger, weil man sich nicht immer auf klare Regeln berufen kann: «Wir müssen schon aufpassen, dass wir nicht unsere persönlichen Ansichten als Massstab nehmen», sagt Paulo Muñoz-Toledo. Und leichter, weil man auch mal ein Auge zudrücken darf. Ulrike Schumann-Gloster erwähnt das Handyverbot: «Eigentlich dürfen wir die Smartphones während der Proben nicht auf die Bühne mitnehmen. Aber wenn zum Beispiel Eltern kleiner Kinder trotzdem eines in der Tasche haben, wird das toleriert, solange sie konzentriert spielen.»

Bei klaren Fällen, etwa wenn jemand zu spät in die Probe kommt, spricht der DO einen Verweis aus; bei drei Verweisen pro Saison ist eine Busse von 100 Franken fällig, die in die Orchesterkasse fliesst. Reich wird das Orchester nicht auf diesem Weg; aber darüber ist niemand traurig – am allerwenigsten das DO-Quartett.

veröffentlicht: 15.02.2024

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