Arvo Pärt

* 1935 | Estland

Der Komponist Arvo Pärt gehört untrennbar zur Musikgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, er selbst schreibt sie seit vielen Jahrzehnten mit. In einer Zeit der immer grösseren Komplexität in allen Lebensbereichen lehrt seine Musik, scheinbar Einfaches neu zu hören. Das kann ein Dreiklang sein, eine Tonleiter oder auch Stille: «Stille ist wie ein fruchtbarer Boden, der auf unseren schöpferischen Akt, unsere Saat wartet», so Pärt. In seinen Werken erlangt die Stille eine neue Qualität, sie wird zur Besinnung, zum Hineinhorchen.

Tritt aus dieser Stille dann die Musik hervor, ist sie bei Pärt geradezu asketisch reduziert: «Hinter der Kunst, zwei, drei Töne miteinander zu verbinden, liegt ein kosmisches Geheimnis verborgen.» Danach hat Arvo Pärt gesucht. Gefunden hat er es in seinem unverkennbaren «Tintinnabuli»-Stil, dem Komponieren auf der Basis von nur zwei Melodielinien, die untrennbar miteinander verwachsen sind. In den 1970er-Jahren hat er in acht Jahren der Abgeschiedenheit seine musikalische Sprache entwickelt, nachdem er als Vorreiter der Avantgarde an einen toten Punkt gekommen war. Zurück also zur einfachen Melodie, zur «nackten Stimme, die die Quelle alles anderen ist».

Mit dieser Idee verbunden ist, dass zu seiner Musik in vielen Fällen auch ein Text gehört, gesungen oder nur mitgedacht. Auch in Instrumentalstücken ist er nicht nur Inspiration, sondern konkrete musikalische Grundlage für die Längen und Kürzen, für die Abschnitte der Melodie. Oder er spricht von Arvo Pärts tiefem Glauben. Pärt, der Mönch, der Mystiker. Auch das ist eine Seite seines Komponierens. Seine Musik bewegt die Menschen auf sehr tiefe, spirituelle Weise – unabhängig von konfessionellen Bekenntnissen.

Eine andere Besonderheit seines Komponierens ist das Neu-Denken: Arvo Pärt schreibt seine Werke immer wieder um, für neue Besetzungen, bestimmt Musikerinnern und Musiker oder besondere Anlässe. Es ist beeindruckend, wie viele Klangmöglichkeiten in ein und derselben Tonfolge liegen.

Mittelalterlich und modern, zurückgezogen und weltenvereinend, fast noch keine Musik und doch so viel mehr: Arvo Pärts Werke zeigen, wie komplex Einfachheit manchmal sein kann.

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