Katia und Marielle Labèque
Klavier / *1950 und 1952, Frankreich
Zwillinge sind sie nicht, aber sie verstehen sich trotzdem, als wären sie aus einem Ei geschlüpft: Katia und Marielle Labèque sind nicht nur ein eingespieltes Duo, sie sind geradezu eine Klaviersymbiose.
Als Schwestern sind sie für ein Zusammenspiel prädestiniert, könnte man meinen. Aber eigentlich begann es eher per Zufall: Nach dem Studium am Pariser Conser-vatoire, sie waren kaum zwanzig, wurden sie von Olivier Messiaen angefragt, seine «Visions de l’Amen» einzuspielen – im Duo.
Nach Messiaen kamen Berio, Boulez und Ligeti, kamen die Widmungen, kam die historisch informierte Aufführungspraxis. Denn sich auf eine Stilrichtung zu beschränken, kam für die Schwestern nicht in Frage. Ob Bach oder Berio, Glass oder Gershwin, Ravel oder Rachmaninow: Die Labèques können alles. Und sie spielen es mit perfekter Präzision, sprühend vor Witz und Frische, hochvirtuos sowieso.
Auf der Bühne trifft man die Labèque-Schwestern eigentlich nur im Doppelpack, und auch privat leben sie seit jeher zusammen. Wie sie das aushalten? Sie wissen es selbst nicht genau, aber: «Wir sind immer offen für neue Arten von Musik, neue Projekte. Das stärkt unsere Verbindung.» So erfindet sich das Duo immer wieder neu, zuletzt im «Minimalist Dream House Quartet» mit zwei Gitarren und einem Schuss Elektronik.
Sie sind legendär und erfreuen sich schon lange grosser Berühmtheit. Die Zeit ist eine sehr strenge, aber faire Richterin, und wenn jemand so lange auf der Bühne steht, dann weiss man, dass es einen guten Grund gibt, warum sie dort sind.